Google hat Mitte Oktober ein neues Online-Tool (Disavow-Tool) vorgestellt, mit dem Webseitenbetreiber unerwünschte Backlinks (Links auf anderen Webseiten, die auf die eigene Seite verweisen) direkt an Google übermitteln können – damit Google diese aus seiner Ranking-Wertung herausnimmt und die betroffene Webseite idealerweise wieder zurück an die ursprüngliche Position in den Suchergebnissen klettert (s. unser Post vom 17.10.2012)
Nun erwägt Google offenbar, das neue Tool als Ranking-Signal zu nutzen. Derzeit fließen die Infos, die Google über dieses Tool bekommt, nach eigenen Angaben in keinster Weise in die Bestimmung der Rankings hinein. In Zukunft könnte sich dies jedoch ändern. Matt Cutts, Googles SEO-Sprecher, äußerte sich dazu foldendermaßen: „Wir haben noch nicht entschieden, ob wir die Informationen aus dem Tool umfassender untersuchen. Eigentlicht haben wir genügend andere Hilfsmittel, mit denen wir schlechte Webseiten bestimmen können – und natürlich auch gute.“
Was ist, wenn Google über das Disavow-Tool immer wieder Links bekommt, die auf ein- und derselben Seite zu finden sind? Sollte es die Autorität der entsprechenden Seite nicht in Frage stellen?
Klar, mit etwa 250 gibt es bereits genug Kriterien, anhand deren Google die Rankings bestimmt. Doch heißt dies, dass die Daten aus dem Disavow-Tool beim Ranking-Algorithmus keine Rolle spielen werden?
“Wir werden eventuell einige Stichproben machen, doch im Moment ist keine weitere Auswertung der Daten geplant“, sagte Cutts. „Wenn ein Webmaster sich selbst in den Fuß schießt, indem er hochwertige Links zur Entwertung meldet, gleicht dies einem IQ-Test und zeigt an, dass wir den gemeldeteten Links dieses Webmasters sowieso nicht viel Wert beimessen würden. Es ist mit Sicherheit auch keine skalierbare Methode, einer anderen Webseite zu schaden, weil man hierzu erst einmal eine gute Webseite bauen muss, gute Links aufbauen und diese schließlich entwerten muss. Spammer sind in der Regel ziemlich faul und schaffen es nicht einmal, eine gute Webseite zu erstellen.“
Sich gegenseitig zu schaden ist also keine sinnvolle Strategie, die Konkurrenten praktizieren sollten. Allerdings bedeutet dies nicht – sofern die Daten des Disavow-Tools zu einem Ranking-Signal werden – dass Webseiten völlig unberührt bleiben.
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Nach dem Penguin-Update und nach zahlreichen Link-Warnungen, die Google an Webseitenbetreiber rausgeschickt hatte, haben letztere versucht, haufenweise Links zu entfernen. Dabei sagt Google nicht, dass man alle Links entfernen muss. Es führt lediglich Beispiele an. Viele Webmaster übertreiben es jedoch und entfernen weitaus mehr Links als notwendig. Wenn es sich um einen guten Link handelt und nicht um einen, der allein mit der Absicht erstellt wurde, die Google-Rankings zu beeinflussen, braucht dieser nicht entfernt zu werden. Aber selbst solche Links wurden oft während der allgemeinen Penguin-Hysterie entfernt.
Google hat zwar immer wieder darauf hingewiesen, dass die meisten Webmaster das Disavow-Tool nicht zu nutzen brauchen und dass man es erst dann nutzen sollte, nachdem man auf eigene Faust versucht hat, die schlechten Links zu entfernen (und dies wird von Google auch überprüft). Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch lediglich „besorgte“ Webmaster – also solche, die es eben nicht tun sollten – dieses Tool, das als eine wunderbare Abkürzung wirkt für all die mühsamen Wege, die man sonst gehen muss, nutzen werden?
Viele Webseitenbetreiber, die nach dem Penguin-Update stark verunsichert sind, greifen zu übertriebenen Maßnahmen wie zum Beispiel einem Kahlschlag, bei dem versucht wird, alle Backlinks zu entfernen, weil sie einen Neuanfang mit 0-Backlinks als die geeignetste Strategie ansehen.
Dies kann letztlich dazuführen, dass auch gute Webseiten von ahnungslosen Webseitenbetreibern als Orte potenziell schlechter Links gemeldet, wobei diese Webmaster sich selbst mehr Arbeit aufbocken, indem sie Links zum Entwerten melden, die ihren Webseiten in Wirklichkeit helfen.
Die entscheidende Frage bleibt, welche Auswirkung eine Vielzahl von link-disavow-Anfragen auf einer bestimmten Seite auf diese Webseite haben wird – wird diese womöglich als Spam gekennzeichnet?
Boris Alexeev, M.A.
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